Oscar

Oscar lebte knapp zehn Jahre bei einer alten Dame in Gelsenkirchen. Er sei mit ihr regelmäßig zum Friedhof gegangen, habe dabei  jedoch immer an der Leine laufen müssen.  Die alte Dame –so berichten Bekannte der beiden- habe große Angst gehabt, dass er weglaufen würde.
Irgendwann ging es der alten Dame gesundheitlich nicht gut und Oscar musste in das örtliche Tierheim umziehen, zusammen mit den Katzen, die auch bei der alten Dame gewohnt hatten. Im Tierheim gefiel es dem Oscar gar nicht. Er zog sich zurück, trauerte um seine Oma und wollte nicht mehr recht fressen.
Irgendwann bemerkte Oscar, dass er immer wieder Besuch von einer Frau bekam. Die ging mit ihm Gassi, streichelte ihn, sie herzte und drückte ihn. Dem Oscar gefiel das sehr und er fasste einen Plan:
Dies wird meine neue Frau! Die Omma war klasse, aber nun ist sie weg und ich will nicht den Rest meines Lebens im Tierheim verbringen.
Also herzte der Oscar zurück, eroberte das Herz der Frau im Fluge und zog zwei Tage später nach Bochum um.
 In der neuen Umgebung hieß es zunächst, sich einzufinden. Oscar traf auf Katzen, deren Sprache er schon kannte, sagte freundlich „Guten Tag“ und wurde ebenso freundlich begrüßt.

Andere Hunde oder gar Pudel lebten nicht dort. Also  konnte Oscar unmittelbar damit beginnen, die Bande zwischen sich und der Frau dauerhaft zu festigen.


Er wich fortan kaum mehr von ihrer Seite, freute sich bei jedem Wiedersehen unbändig ohne müde zu werden und wies permanent darauf hin: Wir gehören zusammen!
Und so entwickelte sich Oscar ganz schnell zum Herzenshund und Seelentröster der Frau, deren Leben er von jetzt an um viele Facetten bereicherte. Aber auch Oscars Leben bereicherte sich. Er eroberte sich Bäche und Tümpel, erfreute sich an wilden Schnüffeleien und genoss das Laufen ohne Leine! Großartig!!


So schaffte sich Oscar ein prima Revier direkt vor der Haustür. Hier konnte er seine Runden drehen und die von ihm heißgeliebten Daisys galant begrüßen.
Oscar wurde eine Institution im Quartier. Er war „der freundliche Hund“, der besonders gern auf ältere Damen und kleine Kinder tatsächlich mit einem Lächeln im Gesicht zuging und dem es sogar gelang, dem einen oder anderen die Angst vor seiner Spezies zu nehmen.
Er hatte großen Spaß am Bällchenspiel – zumindest in seiner Interpretation des Apportierens -. . . .
. . . . und war verrückt nach seinem Bademeister.
Ganz nebenbei baute Oscar sich eine veritable Stöckchensammlung auf.



Jeder noch so lange Spaziergang konnte nach Oscars Meinung erst beendet werden, wenn ein Stöckchen gefunden war, welches seinen äußerst kritischen Anforderungen vollumfänglich entsprach – wobei Oscar seine Auswahlkriterien niemals offenlegte.
                Oscars Stöckchensammlung (Symbolbild)

Oscar reiste in die Eifel, nach Bayern und ans Meer, verdiente sich dabei den respektfordernden Titel des „Hochgeschwindigkeitspudels mit Europazulassung“, erwarb das Seepferdchen und wurde ganz nebenbei zum besten Kumpel des Rüden, der das Rudel zumindest in Teilzeit verstärkte.

                              Oscars Seepferdchen

            
              Allerbeste Kumpels . . .
Nach und nach kamen weitere Pudel in das Rudel.


Im Frühjahr 2016 zog Gundula, ein weißes Zwergpudel-mädchen, bei Oscar ein . . .

. . . anderthalb Jahre später dann  Olino, ein fawnfarbener Großpudel.



Oscar begegnete beiden mit der gleichen  interessierten, unaufgeregten Souveränität, die er auch in den Kontakten mit Artgenossen auf der Straße oder auf den Feldwegen regelmäßig erkennen ließ und die in der Folge zu so vielen wunderbaren Hundefreundschaften führte.
Oscar war halt ein Charmeur!

Und so lebte Oscar fast vier Jahre mit uns. Keine übermäßig lange Zeit, doch eine sehr reiche und wertvolle Zeit.

Reich an wunderbaren Erlebnissen mit diesem außergewöhnlichen Hund,
wertvoll in jedem Augenblick des Zusammenseins mit diesem liebevollen Pudel.
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